Allgemeines
Titel: Schamlos
Autorinnen: Nancy Herz, Amina Bile, Sofia Nesrine Srour
Preis: 15,00€
Format: Hardcover
Verlag: Thienemann-Esslinger
Erscheinungsdatum: 11.02.2019
Seitenanzahl: 168
Klappentext
Wie kannst du sagen, wer du bist, wenn dir jeder sagt, wer du zu sein hast?
Hin- und hergerissen zwischen den Erwartungen ihrer Familien und ihrem Leben in einem westlichen Land - so geht es vielen muslimischen Mädchen. Doch noch nie haben sie ihre Geschichten so persönlich und offen erzählt - ohne zu urteilen und ohne ihre eigene Kultur zu verraten. Denn sie wollen nur eins: selbstbestimmt leben und frei sein.
Meine Meinung
Bevor wir zu meiner Meinung kommen, möchte ich mich gerne ganz herzlich bei der Agentur Mainwunder bedanken, die es möglich gemacht hat, dass ich das Buch lesen und Teil einer wundervollen Kampagne sein durfte. Mir wurde die Chance gegeben, mich intensiv mit den Thematiken auseinanderzusetzen und sogar ein bisschen mehr über mich selbst zu lernen - ein Buch könnte kaum mehr erreichen. Jetzt aber viel Spaß beim Lesen!
Zu allererst: Der Islam. Eine Religion, die vor ein paar Jährchen im Unterricht auftauchte, kurz behandelt wurde und danach nie wieder thematisiert. Ich wusste also praktisch nichts über einen Glauben, den etwa 1,6 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt teilen. Irgendwie traurig, oder? Natürlich hätte ich auch selbst die Initiative ergreifen können und mich informieren können - keine Frage - und ein Teil dieser Schuld liegt offensichtlich bei mir, jedoch mache ich auch die Gesellschaft dafür verantwortlich, die sich hier in Deutschland so beharrlich auf das Christentum fokussiert, vor allem in Schulen.
Angesichts meines begrenzten Wissens über die Religion, war ich dementsprechend auch erst einmal schockiert, als ich die ersten Seiten gelesen habe. Ungeschönt und ehrlich werden nach wenigen Seiten fünfundvierzig Fakten aufgelistet, wie muslimische Mädchen und Frauen sich verhalten sollten, ganz egal, ob es sich dabei um die Heirat, ihr Aussehen oder die Bildung handelt.
"Du bist ein Mädchen, du brauchst keine Privatsphäre."
~ Zitat, S. 17
"Du bist ein Mädchen, du brauchst keine Privatsphäre."
~ Zitat, S. 17
Kombiniert mit den Geschichten, die den drei Autorinnen erzählt wurden, blieb mir an vielen Stellen einfach der Mund offen stehen und ich konnte nur fassungslos den Kopf schütteln. Die Erwartungen an das weibliche Geschlecht; die Werte, die ihnen vermittelt werden, die offene Herabstufung - all das war ziemlich erschreckend für mich als Leserin. Einem mögen vielleicht ein paar Grundsätze des Islams bekannt sein, aber ich hatte längst nicht gewusst, wie schwer ein Leben für Mädchen und Frauen der Religion in der heutigen Gesellschaft sein kann.
Vor allem: Schulschwimmen, Verliebtsein, Partys.
Wie ist es überhaupt möglich, ein zufriedenstellendes Leben zu führen, wenn die negative soziale Kontrolle und die Einschränkungen bereits in der Jugendzeit beginnen? In ihren Debatten und mithilfe ihrer eigenen Erfahrungen versuchen die Autorinnen ein Bild von dem wiederzugeben, was sie als Kinder und Jugendliche geprägt hat und ob bzw. wie sich dies auf die Gegenwart auswirkt.
"S: Die Wahrheit ist, dass wir nur bis zu einem gewissen Grad frei sind.
A: Ja, wir leben immer noch unter sozialer Kontrolle.
S: Weil es nach wie vor ungeschriebene Regeln gibt, die nur für uns gelten. So ist das. Aber inzwischen sind wir erwachsene Menschen."
~ Zitat, S. 81
Aber nicht nur offensichtliche Themen und Probleme werden angesprochen, sondern auch die, über die man sich zuerst weniger Gedanken macht, wie zum Beispiel die Ehre der Familie, wie sich die Regeln der Religion auf die Psyche auswirken oder das Schamgefühl. Gerade letzteres hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht, da mir nicht bewusst war, was für eine große Rolle dieses Gefühl spielen kann. In diesem Zusammenhang habe ich mich selbst gefragt, ob es etwas gäbe, wofür ich schamlos einstehe, und mit etwas Zeit wieder ein bisschen über mich gelernt und entdeckt.
"Schamlos" ist also einerseits ein Buch, das aufklärt. Es bringt einem die muslimische Religion und die damit verbundenen Lebensweisen näher. Andererseits bietet es viele schwierige Elemente, die zum Nachdenken, Diskutieren und Positionieren anregen. Außerdem stellt es eine Anlaufstelle für Mädchen der gleichen Situation dar, die sich in der Hinsicht niemandem anvertrauen können.
Was mir an diesem Buch am Besten gefallen hat, war definitiv die Offenheit. Was Amina, Sofia und Nancy mit ihren Lesern teilen, ist nicht selbstverständlich und teilweise sehr privat. Sie äußern sich zu verschiedensten Fragestellungen und überwinden ihre eigenen Grenzen, um den Feminismus und die Freiheit über ein eigenes selbstbestimmtes Leben zu unterstützen. Obwohl sie dabei auch auf Kritik stoßen (im Sinne von Verrat der Kultur zum Beispiel), lassen die drei sich nicht den Mund verbieten und stehen zu ihren Ansichten. Durch diese Art und Weise kann man sie nur bewundern, wie ich festgestellt habe.
"Wir fordern eine ausgewogene Vertretung aller Geschlechter in den führenden Gremien der Glaubensgemeinschaften. Wir fordern, dass unser Körper nur uns gehört. Wir fordern von unseren Familien, in unserem sozialen Umfeld, in der Gesellschaft und von den Politikern ernst genommen zu werden."
~ Zitat, S. 163
Außerdem war die Gestaltung von "Schamlos" einfach ein Fest für das Auge! Mithilfe von Bildern, unglaublich schönen Zeichnungen und unterschiedlichen Designs der Seiten konnte eine moderne und wohlfühlende Atmosphäre erzeugt werden, die mich sehr begeistert hat. Und da ich eigentlich auch immer den Schreibstil erwähne, hier noch ein schnelles Wörtchen dazu: In diesem Fall war es sehr schwierig, einen Schreibstil überhaupt zu identifizieren und meine Meinung dazu abzugeben. Im Gesamten kann ich jedoch sagen, dass alles jedoch auf eine lockere und unterhaltsame Weise rübergebracht wurde, die das Interesse auf jeden Fall aufrecht erhielt.
Und wenn wir schon beim Stichwort "unbewertbar" sind, kann ich auch gleich dazu übergehen, dass ich dieses Buch für mich nicht bewerten kann, wie ich es üblicherweise mit anderen tue (also durch eine Herzchen-Vergabe). Ich kann hier nicht nach Schreibstil oder Spannung beurteilen, nicht einmal nach Inhalt. Denn meiner Meinung nach behandelt "Schamlos" ein bzw. mehrere sehr wichtige Thematiken, über die sich jeder im Klaren sein und dann seine eigene Meinung bilden sollte.
Insgesamt hat es mir gut gefallen und beim Lesen viele unterschiedliche Emotionen ausgerufen; allem voran hat es mich aber tief beeindruckt.
Vor allem: Schulschwimmen, Verliebtsein, Partys.
Wie ist es überhaupt möglich, ein zufriedenstellendes Leben zu führen, wenn die negative soziale Kontrolle und die Einschränkungen bereits in der Jugendzeit beginnen? In ihren Debatten und mithilfe ihrer eigenen Erfahrungen versuchen die Autorinnen ein Bild von dem wiederzugeben, was sie als Kinder und Jugendliche geprägt hat und ob bzw. wie sich dies auf die Gegenwart auswirkt.
"S: Die Wahrheit ist, dass wir nur bis zu einem gewissen Grad frei sind.
A: Ja, wir leben immer noch unter sozialer Kontrolle.
S: Weil es nach wie vor ungeschriebene Regeln gibt, die nur für uns gelten. So ist das. Aber inzwischen sind wir erwachsene Menschen."
~ Zitat, S. 81
Aber nicht nur offensichtliche Themen und Probleme werden angesprochen, sondern auch die, über die man sich zuerst weniger Gedanken macht, wie zum Beispiel die Ehre der Familie, wie sich die Regeln der Religion auf die Psyche auswirken oder das Schamgefühl. Gerade letzteres hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht, da mir nicht bewusst war, was für eine große Rolle dieses Gefühl spielen kann. In diesem Zusammenhang habe ich mich selbst gefragt, ob es etwas gäbe, wofür ich schamlos einstehe, und mit etwas Zeit wieder ein bisschen über mich gelernt und entdeckt.
"Schamlos" ist also einerseits ein Buch, das aufklärt. Es bringt einem die muslimische Religion und die damit verbundenen Lebensweisen näher. Andererseits bietet es viele schwierige Elemente, die zum Nachdenken, Diskutieren und Positionieren anregen. Außerdem stellt es eine Anlaufstelle für Mädchen der gleichen Situation dar, die sich in der Hinsicht niemandem anvertrauen können.
Was mir an diesem Buch am Besten gefallen hat, war definitiv die Offenheit. Was Amina, Sofia und Nancy mit ihren Lesern teilen, ist nicht selbstverständlich und teilweise sehr privat. Sie äußern sich zu verschiedensten Fragestellungen und überwinden ihre eigenen Grenzen, um den Feminismus und die Freiheit über ein eigenes selbstbestimmtes Leben zu unterstützen. Obwohl sie dabei auch auf Kritik stoßen (im Sinne von Verrat der Kultur zum Beispiel), lassen die drei sich nicht den Mund verbieten und stehen zu ihren Ansichten. Durch diese Art und Weise kann man sie nur bewundern, wie ich festgestellt habe.
"Wir fordern eine ausgewogene Vertretung aller Geschlechter in den führenden Gremien der Glaubensgemeinschaften. Wir fordern, dass unser Körper nur uns gehört. Wir fordern von unseren Familien, in unserem sozialen Umfeld, in der Gesellschaft und von den Politikern ernst genommen zu werden."
~ Zitat, S. 163
Außerdem war die Gestaltung von "Schamlos" einfach ein Fest für das Auge! Mithilfe von Bildern, unglaublich schönen Zeichnungen und unterschiedlichen Designs der Seiten konnte eine moderne und wohlfühlende Atmosphäre erzeugt werden, die mich sehr begeistert hat. Und da ich eigentlich auch immer den Schreibstil erwähne, hier noch ein schnelles Wörtchen dazu: In diesem Fall war es sehr schwierig, einen Schreibstil überhaupt zu identifizieren und meine Meinung dazu abzugeben. Im Gesamten kann ich jedoch sagen, dass alles jedoch auf eine lockere und unterhaltsame Weise rübergebracht wurde, die das Interesse auf jeden Fall aufrecht erhielt.
Und wenn wir schon beim Stichwort "unbewertbar" sind, kann ich auch gleich dazu übergehen, dass ich dieses Buch für mich nicht bewerten kann, wie ich es üblicherweise mit anderen tue (also durch eine Herzchen-Vergabe). Ich kann hier nicht nach Schreibstil oder Spannung beurteilen, nicht einmal nach Inhalt. Denn meiner Meinung nach behandelt "Schamlos" ein bzw. mehrere sehr wichtige Thematiken, über die sich jeder im Klaren sein und dann seine eigene Meinung bilden sollte.
Insgesamt hat es mir gut gefallen und beim Lesen viele unterschiedliche Emotionen ausgerufen; allem voran hat es mich aber tief beeindruckt.
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